Geschichte

Der Vereinigung ehemaliger Theresianisten

Teil 2 – Gegenwart

von Peter Wehle

In Teil 1 haben Sie über die Nachkriegszeit gelesen, in der unser Ehrenpräsident Dr. Georg Fürstenberg bereits tätig war. Aber wie sieht es heute aus? Was sind wir heute, oder, besser gesagt, wer sind wir heute? Mit heutigem Stand ( 1.Februar 1996) hat unsere Vereinigung 1041 Mitglieder. Und, wozu sind wir heute da?

„Zweck der Vereinigung ehemaliger Theresianisten ist die Zusammenfassung aller ehemaligen Theresianisten zur Erfüllung karitativer, sozialer, kultureller und gesellschaftlicher Aufgaben, insbesondere zur dauernden Förderung der Maria-Theresien-Stiftung und des Theresianums… Der Vereinszweck soll durch Einsatz ideeller und materieller Mittel erricht werden.“ So steht es in §2 unserer Statuten.

In einer Zeit, in der fast jeder „keine Zeit“ hat, in der tägliche etliche Bettelbriefe von mehr oder minder karitativ tätigen Organisationen aus dem Briefkasten quellen, wie soll man da den oben genannten Aufgaben nachkommen können?

Es funktioniert dank des Schneeball-Systems. Da gibt es einen oder einige ganz wenige, der bzw. die von der Idee durchdrungen ist bzw. sind, dass selbst heute eine Organisation florieren sollte, die sich der Toleranz und Reformfreudigkeit ihrer Gründerin verschrieben hat. Diese ganz wenigen stecken mit ihrer Überzeugung wieder einige „Neu-Infizierte“ an, auch die geben dieses „spezielle Österreich-Virus“ an andere weiter, und eines Tages…

Eines Tages stellt man fest, dass einiger Mitglieder der Vereinigung ehemaliger Theresianisten in ihr nur die Organisation sehen, die sie auch sehen wollen – von Toleranz oder von Interesse an einer anderen Meinung ist wenig zu merken. Aber speziell solche Erfahrungen spornen die „Ursprünglichen“ wieder an, eine „offenere Vereinigung“ zu verwirklichen.

Diese Offenheit wird auch notwendig sein, will die Vereinigung in „Zeiten wie diesen“ – also Zeiten, in denen dank Glasfaserkabeln enorme soziale Veränderungen in atemberaubender Geschwindigkeit vor sich gehen – überleben.

Eine, zwar nicht in Glasfaserkabel gehüllte, aber nicht mindere „sensationelle Revolution“ steht der Vereinigung ehemaliger Theresianisten ja demnächst ins Haus: die Mädchen kommen! Ein Ausruf, der erstaunlicherweise für zahlreiche der jüngeren Kameraden (= Mitglieder der Vereinigung) eher einen Schreckens- denn einen positiven Charakter hat. Offensichtlich handelt es sich hier um ein Paradebeispiel des Zusammenpralls traditioneller Konventionen mit modernistischen Reformen, was eine Menge an offenen Fragen artikulieren wird, die in ihrer Folge einen Erklärungsbedarf aufwerfen werden, welcher zu hinterfragen sein wird… oder so ähnlich.

Wird dieser weibliche Einbruch in eine Männerdomäne wirklich so schrecklich werden – ja sogar das Ende der Vereinigung bedeuten?

Oder wird die Vereinigung gerade dank der „femininen Auffrischung“ gedeihen? Wenn wir wirklich eine typisch österreichische Vereinigung sein wollen, so kann es uns nur recht sein, an so einer Entscheidung zugrunde zu gehen und nur provisorisch weiter zu leben, denn bekanntlich sind in Österreich Provisorien das einzig Haltbare. Aber mit größter Wahrscheinlichkeit wird die „weibliche Frage“ weder Gedeih noch Verderb über die Vereinigung ehemaliger Theresianisten bringen, sondern eine Neuerung bedeuten, der wir uns schön langsam „Nur net hudeln!“ – anpassen werden. In zwanzig Jahren wird jeder davon überzeugt sein, dass gerade er immer ein Befürworter der Kameradinnen gewesen war. Und wir werden wieder unserem Zweck, der „… Zusammenfassung aller ehemaligen Theresianisten zur Erfüllung karitativer, sozialer, kultureller und gesellschaftlicher Aufgaben, insbesondere zur dauernden Förderung der Maria-Theresien-Stiftung und des Theresianums“ in Frieden für die nächsten 250 Jahre nachgehen dürfen.

In diesem Sinne: Die Jubilarin lebe hooooch!

November 2024

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