Es waren vor allem Alttheresianisten der frühen Jahrgänge, die am 13. Juni 2019 in die Pfarre Sankt Rochus im 3. Bezirk gekommen waren, um mit den Mitgliedern des Wiener Oratoriums und den Angehörigen der Pfarrgemeinde den 95. Geburtstag von Dr. Heribert Bastel zu feiern.
Mehr als 20 Jahre lang war er als katholischer Religionslehrer am Theresianum tätig. Darüber hinaus war er als Seelsorger um die Pastoral im Haus bemüht, ermöglichte jeden Morgen kurze Andachten mit Kommunionspendung, hielt an allen Internatssonntagen in der Hauskapelle den Gottesdienst, organisierte den Firmunterricht, sorgte für Kreuzweg- und Maiandachten sowie auch Beichtgelegenheit (alternativ meist auch bei einem auswärtigen Priester – für damals vielleicht nicht so selbstverständlich, aber für manchen von uns recht hilfreich), initiierte Diskussionsgruppen für Glaubensgespräche, übte mit seiner Geige in den Unterrichtsstunden neue Lieder für die Gottesdienste ein, war aufgeschlossen für die damals modernen Jazz-messen, ließ von einem Künstler eine Marienstatue im Wotruba-Stil anfertigen… Wenn aus der Theresianumgasse der Nuntius zur Firmung kam, ließ er in der Sakristei die edlen Paramente aus der Maria Theresianischen Zeit zurechtlegen und fast alle von uns konnten problemlos die Schubert- oder Haydnmesse mitsingen. Er trug den schwarzen Anzug der Kleriker, manchmal auch Soutane und Birett, war in dieser Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) und auch weiterhin fest in der katholischen Tradition verankert und gleichzeitig zutiefst aufgeschlossen für die Anliegen der Ökumene.
Aus seiner intensiven Beschäftigung mit Leben, Spiritualität und theologischem Werk von Kardinal Pierre de Bérulle (1575- 1629), des Gründers der Gesellschaft des Oratoriums, resultierte sein Bemühen um eine Gründung auch in Wien. So führte ihn sein weiterer Weg von der Schulseelsorge in die Pfarrpastoral und an die Rochus Kirche.
An den festlichen Gottesdienst in dieser schönen Barockkirche schloss sich ein Empfang im Pfarrsaal an, bei dem Prof. Dr. Bastel – in einem Rollstuhl sitzend und mit einem mikrophonverstärkten Hörgerät ausgestattet – freundlich lächelnd mit fast allen Gästen einige persönliche Worte wechselte. Dazu hatte sich neben den zahlreichen Gratulanten aus der Pfarrgemeinde auch ungefähr ein Dutzend ehemalige Schüler aus dem Theresianum eingefunden, um dem Jubilar zu gratulieren und auch in persönlicher Verbundenheit ein herzliches Danke zu sagen. Über seine Jahre am Theresianum meinte er mit strahlenden Augen: „Es war eine sehr schöne Zeit!“
Curt Cheauré, M 1971